Aber doch nicht bei uns: Eibelstadt 1984 II

Aus: Weißbach (Hg.), 117 Tage, Die Betriebsbesetzung der Maschinenfabrik Gebrüder Hoffmann, VSA 1985 über eine Fabrikbesetzung in Eibelstadt, S. 16-29







Aber doch nicht bei uns: Eibelstadt 1984

Aus: Weißbach (Hg.), 117 Tage, Die Betriebsbesetzung der Maschinenfabrik Gebrüder Hoffmann, VSA 1985 über eine Fabrikbesetzung in Eibelstadt, S. 12- 15


Broschüre Betriebe

So hallo,

von unsrer allseits beliebten #Ohnechef-Broschüre haben wir noch eine Nachlieferung mit einen Haufen Exemplaren. Sie sind für Arbeitnehmer in Krisenbetrieben gedacht. Wer noch welche haben will, auch zum Weiterverteilen, schreibt uns unter betriebe2020@gmx.de.

Inspirational Quotes #11

In Britannien, Frankreich und den USA, wie in vielen anderen kapitalistischen Ländern, reagierten viele Arbeiter auf Betriebsschliessungen mit Fabrikbesetzungen, und manchmal folgte dem die Umwandlung des Betriebs in eine Kooperative. … In den USA gab es eine ganze Anzahl von Betrieben, die vor der Schließung gerettet wurden durch den Einsatz der Arbeiterschaft, und oft durch die Unterstützung dafür in ihren Gemeinden. Es gab die erfolgreiche Übernahme der Asbestmine in Lowell, Vermont; eine Möbelfabrik in New York, die Mohawk Valley Community Corporation; eine Textilfabrik in Saratoga Springs, ebenfalls N.Y.; eine Werkzeugmaschinenfertigung in South Bend, Indiana; eine Textilfabrik in Lewiston, Maine, und andere. In Frankreich gab es auch eine Periode von gewerkschaftlicher Militanz und Betriebsbesetzung. In Britannien gaben das Vorbild für Besetzungen die Arbeiter des Upper Clyde Shipyard, die gegen eine Schliessung ihrer Werft durch ein „work- in“ kämpften. In den folgenden drei Jahren fanden über 100 Fabrikbesetzungen statt. Von diesen hatte eine relativ kleine eine grosse Bedeutung für die Entwicklung der Kooperativen. 1972 übernahm eine Gruppe von Arbeiterinnen die Sexton Son and Everard Schuhfabrik in Norfolk, als deren Schliessung bevorstand. Sobald klar wurde, dass eine Rettung durch ein privates Unternehmen nicht geschehen würde, beschlossen die Frauen, die Fabrik als Kooperative zu betreiben. Falkenham Enterprises, wie sie hiess, besetzt eine Schlüsselstelle in der Geschichte der neueren Kooperativbewegung, weil hier eine Reihen von Tendenzen zusammenläuft, die ein Jahrzehnt lang gewachsen waren, nicht nur in der Genossenschafts- und der Gewerkschaftsbewegung, sondern auch in der Frauenbewegung… Ähnliche symbolische Bedeutung hatten die sogenannten Benn-Kooperativen der Mitt-1970er Jahre. Meriden Motor Cycles, die Scottish Daily News und KME in Kirby entstanden alle als Reaktion auf die Schließung großer, gut gewerkschaftlich organisierter Betriebe. … In allen Fällen kam der Antrieb und die Führung aus der Belegschaft selbst, aber in keinem Fall schien es am Anfang irgendeine Begeisterung für die Form der Kooperative gegeben zu haben. … Eine viel größere Nähe zu der alternativen Kooperativ-Bewegung zeigt sich in dem Plan der gewerkschaftlichen Vertrauensleute bei Lucas Aerospace. Zwischen 1970 und 1975 verlor das Unternehmen 5.000 seiner 17.000 Arbeitsplätze, und es wurde ein Gesamt-Ausschuss der Vertrauensleute aus allen 13 Standorten gebildet. 1974 schickten sie eine Delegation zu dem (linken Sozialdemokraten und) Industrieminister Tony Benn, und begannen danach, einen alternativen Unternehmensplan aufzustellen, der auf gesellschaftlich nützlichen Produktion beruhte. Das Ziel des Plans war zweierlei: „Erstens der Schutz des Rechts auf Arbeit unserer Mitglieder, durch Erarbeitung einer Produktpalette, auf die im Fall des weiteren Niedergangs der Luft- und Raumfahrtindustrie übergegangen werden konnte; zweitens, sicherzustellen, dass unter den Ersatzprodukten eine Anzahl waren, die für die örtliche Gemeinschaft einen konkreten Nutzen hatten.“ Im Wesentlichen wurde der normale, defensive Ansatz der Gewerkschaftsbewegung zu einem proaktiveren, politischeren Ansatz ausgebaut, der begann, den Gegensatz zwischen Hersteller und Verbraucher zu schließen; er wies auch den traditionellen Begriff von öffentlichem Eigentum zurück. Wie es ein Vertrauensmann formulierte: „Wir müssen einen anderen Begriff davon bekommen, was wir unter Vergesellschaftung verstehen.“

Mary Mellor, Janet Hannah, John Stirling: Worker Cooperatives in Theory and Practice, Milton Keynes 1988, 44 ff .

Inspirational Quotes #10

Genossenschaften stabilisieren aber nicht nur die Lebenslagen ihrer Mitglieder, sondern haben sich selbst immer wieder als krisenfest erwiesen. Dies haben sie in der anhaltenden Finanz- und Wirtschaftskrise, die bei vielen anderen Unternehmen negative Spuren hinterlassen hat, eindrucksvoll bewiesen. Allerdings ist das genossenschaftliche Geschäftsmodell auch in weniger krisenhaften Zeiten bemerkenswert stabil. Die eingetragene Genossenschaft ist traditionell die am we nigsten von Insolvenz betroffene Rechtsform. Selbst im Krisenjahr 2009 lag ihr Anteil an allen Insolvenzen bei lediglich 0,1 Prozent. Um die geringe Insolvenzgefahr der Genossenschaften zu verdeutlichen, kann zudem die Insolvenzquote (Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen) herangezogen werden. Die eG liegt mit 23 Insolvenzen, verteilt über alle Rechtsformen in Deutschland, deutlich unter dem Durchschnitt von 101 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen (Creditreform 2010). Auch junge Genossenschaften haben eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als neu gegründete Unternehmen anderer Rechtsformen. Eine Reihe besonderer Strukturmerkmale der Genossenschaften ist für die Stabilität des genossenschaftliche Geschäftsmodells verantwortlich.

Endbericht : Potenziale und Hemmnisse von unternehmerischen Aktivitäten in der Rechtsform der Genossenschaft, Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, Kienbaum Management Consultants GmbH und Seminar für Genossenschaftswesen der Universität zu Köln, 2015

Inspirational Quotes #9

Produktivgenossenschaften sind stabil, vieles spricht dafür, dass sie sogar stabiler sind als andere Firmen. Insbesondere triff t dies auf die ersten Jahre nach der Gründung zu die für jedes Unternehmen mit besonders erhöhtem Risiko verbunden sind. Das überrascht angesichts der Tatsache, dass die Gründungszahlen von Produktivgenossenschaften in Rezessionen zunehmen, statt wie bei anderen Firmen abzunehmen. Die Vermeintlich prekäre Existenz n Nischenbranchen am Rande des allgemeinen Wirtschaftsgeschehens, welche den Produktivgenossenschaften lange unterstellt wurde (und zuweilen bis heute unterstellt wird), ist eine Chimäre, die bestenfalls aus unzureichendem empirischem Material und schlimmstenfalls aus unwissenschaftlichem Vorgehen, landläufigen Vorurteilen oder gar ideologisch bedingter Verzerrung geboren ist. Produktivgenossenschaften kommen im Gegenteil in allen Branchen vor und können sich im Wettbewerb behaupten. zudem die Insolvenzquote (Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen) herangezogen werden. Die eG liegt mit 23 Insolvenzen, verteilt über alle Rechtsformen in Deutschland, deutlich unter dem Durchschnitt von 101 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen (Creditreform 2010). Auch junge Genossenschaften haben eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als neu gegründete Unternehmen anderer Rechtsformen. Eine Reihe besonderer Strukturmerkmale der Genossenschaften ist für die Stabilität des genossenschaftlichen Geschäftsmodells verantwortlich.

Clemens Schimmele, Zur Organisation demokratischer Unternehmen, Wiesbaden 2019, 157

Inspirational Quotes #8

ZEIT: Sie wollen also keine Verstaatlichung, sondern eine Kollektivierung von Unternehmen wie BMW?

Kühnert: Auf demokratischem Wege, ja. Mir ist weniger wichtig, ob am Ende auf dem Klingelschild von BMW „staatlicher Automobilbetrieb“ steht oder „genossenschaftlicher Automobilbetrieb“, oder ob das Kollektiv entscheidet, BMW braucht s in dieser Form nicht mehr. Die Verteilung der Profite muss demokratisch kontrolliert werden. Das schließt aus, dass es einen kapitalistischen Eigentümer an diesem Betrieb gibt. Ohne eine Form der Kollektivierung ist eine Überwindung des Kapitalismus überhaupt nicht denkbar.

Die Zeit 19/2019

Inspirational Quotes #7

Stellen wir uns endlich, zur Abwechslung, einen Verein freier Menschen vor, die mit gemeinschaftlichen Produktionsmitteln arbeiten und ihre vielen individuellen Arbeitskräfte selbstbewußt als eine gesellschaftliche Arbeitskraft verausgaben… Das Gesamtprodukt des Vereins ist ein gesellschaftliches Produkt. Ein Teil dieses Produkts dient wieder als Produktionsmittel. Er bleibt gesellschaftlich. Aber ein anderer Teil wird als Lebensmittel von den Vereinsgliedern verzehrt. Er muß daher unter sie verteilt werden. Die Art dieser Verteilung wird wechseln mit der besondren Art des gesellschaftlichen Produktionsorganismus selbst und der entsprechenden geschichtlichen Entwicklungshöhe der Produzenten. Nur zur Parallele mit der Warenproduktion setzen wir voraus, der Anteil jedes Produzenten an den Lebensmitteln sei bestimmt durch seine Arbeitszeit. Die Arbeitszeit würde also eine doppelte Rolle spielen. Ihre gesellschaftlich planmäßige Verteilung regelt die richtige Proportion der verschiednen Arbeitsfunktionen zu den verschiednen Bedürfnissen. Andrerseits dient die Arbeitszeit zugleich als Maß des individuellen Anteils des Produzenten an der Gemeinarbeit und daher auch an dem individuell verzehrbaren Teil des Gemeinprodukts. Die gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen zu ihren Arbeiten und ihren Arbeitsprodukten bleiben hier durchsichtig einfach in der Produktion sowohl als in der Distribution.

Karl Marx, Das Kapital, MEW Band 23, 92 f.

Inspirational Quotes #6

„Deshalb müssen Gewerkschaften und Arbeiter sich weigern, auch nur das geringste Zugeständnis an den „Teamgeist“ zu machen, den die Arbeitgeber verbreiten. Die Arbeiter müssen sich systematisch weigern, auch nur die geringste Verantwortung für die Leitung kapitalistischer Unternehmen und die kapitalisti- sche Wirtschaft zu übernehmen. Kontrolle, um sie herauszufordern, ja; Beteiligung an oder Teilhabe an der Leitung, nein. Darin liegen die Interessen der Arbeitnehmer. … „Beteiligung“ bedeutet: die Arbeiter mit dem Kapital in Verbindung zu bringen; geheime Absprachen mit dem Kapital zu akzeptieren, ständige geheime Treffen, wirtschaftliche „Koordinierungs“-Ausschüsse und sogar „Kontrollausschüsse“ (wie im Gas- und Elektrizitätssektor), in denen die Arbeiter eigentlich gar nichts kontrollieren, sondern in den Augen der öffentlichen Meinung für die exorbitanten Tarife und die fetten Profite der Monopole mitverantwortlich werden. „Arbeiterkontrolle“ bedeutet: volle und vollständige Offenlegung; Erörterung aller „Geheimnisse“ des Unternehmens und der Wirtschaft vor den Hauptversammlungen der Arbeiter; Aussperrung aller komplizierten Maschinerie der kapitalistischen Wirtschaft; „illegale“ Einmischung der Arbeiter in alle Vorrechte von Eigentum, Management und Staat. Dies an sich bedeutet die Geburt einer neuen Art von Macht, unendlich demokratischer und gerechter als die der bürgerlichen „Demokratie“, einer Macht, in der alle Arbeiter (85 Prozent der aktiven Bevölkerung dieses Landes) gemeinsam die Entscheidungen treffen würden, die ihr Schicksal bestimmen“.

Ernest Mandel, The Debate on Workers’ Control, December 1968/January 196

Inspirational Quotes #5

„Die Gewerkschaften halten sich an das Richterrecht und rufen daher grundsätzlich nicht zu politischen Streiks auf. … Dieses Recht auf Schadenersatz bestreikter Unternehmen geht wesentlich zurück auf das Engagement des 1968 gestorbenen Rechtsprofessors Hans Carl Nipperdey, insbesondere auf dessen Gutachten zu einem großen Zeitungsstreik 1952. Er war sehr stark in der nationalsozialistischen Rechtswissenschaft engagiert, wurde aber dennoch erster Präsident des Bundesarbeitsgerichts, wo er dann seine Auffassung zum Streikrecht in Urteilen durchsetzte. Bsirske [Verdi /die Grünen] sagt nun dazu: „Ob das auf Dauer Bestand haben wird, das bleibt mal sehr abzuwarten.“

Bild.de, 19.9.2019