1336 Tage. Höhen, Tiefen, aber immer aufrecht
französisch mit dt. UT | 73 min | 2015
Über drei Jahre lang besetzen die Arbeiter von Fralib, einem Betrieb in Gémenos bei Marseille, der Tee der Marken Lipton und Éléphant für den internationalen Großkonzern Unilever herstellt, ihre Fabrik, um eine Schließung zu verhindern. Sie fordern, dass der Konzern ihnen das Werk, die Maschinen und die Marke Éléphant überlässt. Diese wird in Südfrankreich schon seit 1896 produziert, lange bevor Unilever sie aufkauft. Unilever wiederum setzt einzelne Arbeiter unter Druck, bietet Abfindungen, versucht, die Arbeiter aus der Fabrik auszusperren. Vor allem aber weigert der Großkonzern sich konsequent, zu verhandeln. Unterstützt von zwei Gewerkschaften und dem Betriebsrat organisiert die Belegschaft viele öffentlichkeitswirksame Aktionen (Demos, Vernetzungstreffen mit anderen Betrieben, Gründung einer Theatergruppe und Veröffentlichung eigener Songs). Und sie versuchen vor allem, ihre Kollegen davon zu überzeugen, dass sich der lange und zähe Kampf lohnt. Die Stadt Marseille kauft den Standort 2012, François Hollande hat im Rahmen seines Wahlkampfs bereits 2011 die besetzte Fabrik besucht. Weil der Konzern irgendwann einsehen muss, dass sein Ruf leidet, verhandeln sie 2014 doch mit den Arbeitern. Unilever überlässt der Belegschaft insgesamt über 20 Mio. €: 100.000€ Abfindung pro Person, die Maschinen im Wert von ca. 7 Mio. Euro und 3 Mio. für die 2012 gegründete Genossenschaft SCOP-TI. Die Marke Éléphant bekommt die Genossenschaft nicht, die neue Marke wird 1336 heißen – die Anzahl der Tage, die die Besetzung dauerte. Im Januar 2014 organisiert die Belegschaft einen internationalen Kongress selbstverwalteter Betriebe auf dem Gelände in Genémos, um sich mit anderen selbstverwaltetes Produzenten überall auf der Welt zu vernetzen. Seit 2014 führt die Genossenschaft den Betrieb. Was den Arbeitern besonders wichtig war: zurückzukehren zu einer natürlichen Automatisierung ihrer Tees. Schon 2003 hatten sie gegen Unilevers Entscheidung protestiert, die natürlichen Aromen durch kostengünstigere künstliche zu ersetzen. Seit nunmehr 10 Jahren produzieren sie ihren Tee so, wie sie es für richtig halten.
In diesem Film von labournet.tv erzählen die Arbeiter von ihrem Kampf um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und eine selbstverwaltete Fabrik. Wie es zur Besetzung des Werks kam, erzählt der erste Film von labournet.tv über die Angestellten von Fralib: Pot de Thé – Pot de Fer, den wir in unserem vorherigen Beitrag vorstellen.