Pot de thé – Pot de Fer
französisch mit dt. UT | 70 min | 2011 |
Im ersten Film über die Arbeiter von Fralib, einem Betrieb des Unilever Konzerns in Gémenos bei Marseille, der Tee für die Marken Lipton und Éléphant herstellt, sprechen die Arbeiter über ihre Unzufriedenheit mit der Konzernführung. Gründe sind ausbleibende Lohnerhöhungen, Entlassungen und Rückstufungen einzelner langjähriger Arbeiter auf niedriger qualifizierte Tätigkeiten, nachdem diese zum Teil bereits 1998 wegen der Schließung des Werks in Le Havre in die Region Marseille gezogen waren. Die Belegschaft kritisiert außerdem die wachsende Verdichtung der Arbeit und das Lohngefälle zwischen Führungskräften und Arbeitern. Viele Unilever Standorte in Europa wurden bereits geschlossen und die Produktion an Orte mit billigeren Produktionsbedingungen verlagert. Im August 2010 verkündet die Konzernführung, dass das auch den Betrieb Fralib bei Marseille betreffen wird. Die Arbeiter sprechen über Depression, die um sich greift und dass sie nicht wie vom Konzern im Rahmen eines Sozialplans vorgeschlagen (zum Teil erneut) an den neuen Standort in Polen umziehen wollen. Gegen die drohende Betriebsschließung kämpfen die Arbeiter mit Kampagnen, die teilweise bereits an anderen Orten erprobt worden waren, an denen Belegschaften gegen das Vorgehen von Unilever protestierten. Ziel ist der Erhalt aller 182 Arbeitsplätze. Erreicht werden soll das, indem Unilever den verbleibenden Arbeitern die etablierte Marke Éléphant überlässt. Der Tee dieser Marke wird seit über 100 Jahren für den französischen Markt produziert, seit etwa 40 Jahren gehört sie zu Unilever. Nun wollen die Angestellten für diese Marke als Kooperative am Standort bei Marseille weiter Tee produzieren. Man möchte damit auch ein Zeichen setzen, ein erfolgreiches Beispiel für die Kämpfe anderer Belegschaften werden. Und man möchte in einer zukünftig genossenschaftlich geführten Fabrik Qualität und Umweltverträglichkeit der Produkte verbessern und fairer mit den Zulieferern umgehen. Die Arbeiter, organisiert durch zwei Gewerkschaften und den Betriebsrat, klagen ab 2011 erfolgreich gegen drei Sozialpläne. Und doch werden ab Mai 2011 keine Gehälter mehr bezahlt, die Produktion steht ab Juli still. Im August werden 136 der 182 Arbeiterinnen entlassen. Daraufhin stimmen 100 Arbeiter dafür, die Fabrik zu besetzen – was illegal ist. Man organisiert sich untereinander, die Maschinen Tag und Nacht zu bewachen, um den heimlichen Abbau und Abtransport durch Unilever zu verhindern. Die Besetzung wird fast vier Jahre dauern und am Ende erfolgreich sein.
Wie es mit dem Betrieb weiter geht dokumentiert labornet.tv in einem erneuten Film von 2015, den wir im nächsten Post vorstellen.
Auch in Deutschland wird gegen Entlassungen bei Unilever gestreikt, z.b. Anfang 2024 in Auerbach/Vogtland.