In Britannien, Frankreich und den USA, wie in vielen anderen kapitalistischen Ländern, reagierten viele Arbeiter auf Betriebsschliessungen mit Fabrikbesetzungen, und manchmal folgte dem die Umwandlung des Betriebs in eine Kooperative. … In den USA gab es eine ganze Anzahl von Betrieben, die vor der Schließung gerettet wurden durch den Einsatz der Arbeiterschaft, und oft durch die Unterstützung dafür in ihren Gemeinden. Es gab die erfolgreiche Übernahme der Asbestmine in Lowell, Vermont; eine Möbelfabrik in New York, die Mohawk Valley Community Corporation; eine Textilfabrik in Saratoga Springs, ebenfalls N.Y.; eine Werkzeugmaschinenfertigung in South Bend, Indiana; eine Textilfabrik in Lewiston, Maine, und andere. In Frankreich gab es auch eine Periode von gewerkschaftlicher Militanz und Betriebsbesetzung. In Britannien gaben das Vorbild für Besetzungen die Arbeiter des Upper Clyde Shipyard, die gegen eine Schliessung ihrer Werft durch ein „work- in“ kämpften. In den folgenden drei Jahren fanden über 100 Fabrikbesetzungen statt. Von diesen hatte eine relativ kleine eine grosse Bedeutung für die Entwicklung der Kooperativen. 1972 übernahm eine Gruppe von Arbeiterinnen die Sexton Son and Everard Schuhfabrik in Norfolk, als deren Schliessung bevorstand. Sobald klar wurde, dass eine Rettung durch ein privates Unternehmen nicht geschehen würde, beschlossen die Frauen, die Fabrik als Kooperative zu betreiben. Falkenham Enterprises, wie sie hiess, besetzt eine Schlüsselstelle in der Geschichte der neueren Kooperativbewegung, weil hier eine Reihen von Tendenzen zusammenläuft, die ein Jahrzehnt lang gewachsen waren, nicht nur in der Genossenschafts- und der Gewerkschaftsbewegung, sondern auch in der Frauenbewegung… Ähnliche symbolische Bedeutung hatten die sogenannten Benn-Kooperativen der Mitt-1970er Jahre. Meriden Motor Cycles, die Scottish Daily News und KME in Kirby entstanden alle als Reaktion auf die Schließung großer, gut gewerkschaftlich organisierter Betriebe. … In allen Fällen kam der Antrieb und die Führung aus der Belegschaft selbst, aber in keinem Fall schien es am Anfang irgendeine Begeisterung für die Form der Kooperative gegeben zu haben. … Eine viel größere Nähe zu der alternativen Kooperativ-Bewegung zeigt sich in dem Plan der gewerkschaftlichen Vertrauensleute bei Lucas Aerospace. Zwischen 1970 und 1975 verlor das Unternehmen 5.000 seiner 17.000 Arbeitsplätze, und es wurde ein Gesamt-Ausschuss der Vertrauensleute aus allen 13 Standorten gebildet. 1974 schickten sie eine Delegation zu dem (linken Sozialdemokraten und) Industrieminister Tony Benn, und begannen danach, einen alternativen Unternehmensplan aufzustellen, der auf gesellschaftlich nützlichen Produktion beruhte. Das Ziel des Plans war zweierlei: „Erstens der Schutz des Rechts auf Arbeit unserer Mitglieder, durch Erarbeitung einer Produktpalette, auf die im Fall des weiteren Niedergangs der Luft- und Raumfahrtindustrie übergegangen werden konnte; zweitens, sicherzustellen, dass unter den Ersatzprodukten eine Anzahl waren, die für die örtliche Gemeinschaft einen konkreten Nutzen hatten.“ Im Wesentlichen wurde der normale, defensive Ansatz der Gewerkschaftsbewegung zu einem proaktiveren, politischeren Ansatz ausgebaut, der begann, den Gegensatz zwischen Hersteller und Verbraucher zu schließen; er wies auch den traditionellen Begriff von öffentlichem Eigentum zurück. Wie es ein Vertrauensmann formulierte: „Wir müssen einen anderen Begriff davon bekommen, was wir unter Vergesellschaftung verstehen.“
Mary Mellor, Janet Hannah, John Stirling: Worker Cooperatives in Theory and Practice, Milton Keynes 1988, 44 ff .